Regionalia

Clara Bauer

Bis in die Steppe

Sie will geliebt, nicht bewundert werden, er bewundert, nicht geliebt. Clemence d’Orville, Deutsche mit französischen Wurzeln, die ihre Karriere als Pianistin aufgibt, um einer nicht erwiderten Liebe zu fliehen, lebt als Gesellschafterin und Pianistin an einem fürstlichen Hof in Petersburg und an dessen Sommersitz in Liguwka inmitten der Steppe. In Petersburg begegnet sie ihm wieder, Henrick von Berge-Hardegg, dem Violinvirtuosen und Musikkritiker, der sie abweist: „… ich verdiene nicht eine so aufopfernde Liebe.“

Clara Bauer, eine deutsche Pianistin und Klavierlehrerin aus kleinbürgerlichem Haus, beschreibt in ihrem literarischen Debüt (1869) ein Gesellschaftsbild im Ambiente des russischen Hochadels Mitte des 19. Jahrhunderts; die zeitlose Geschichte einer bürgerlichen Liebe, die nicht an unlösbaren Banden scheitert, sondern an den Liebenden selbst, die nichts verband. Die Schriftstellerin befragt aber auch ihr Ideal als Künstlerin und als Frau. Wenn sie die Pianistin zu Hardegg sagen läßt: „Wem wie Ihnen geniale Erfindungskraft, Wahrheit und Ursprünglichkeit des Ausdrucks, Leidenschaft zu Gebote steht, der muß die erhabensten Fragen lösen, auch wenn das schwerfällige Publikum nicht gleich bewundernd einstimmt“, formuliert Clara Bauer, die alle ihre Werke unter dem Pseudonym Karl Detlef veröffentlichen mußte, auch ihr eigenes künstlerisches Credo.

„Er beruhigt sich damit, daß Sie schon glücklich sind, wenn er sich von Ihnen lieben läßt.“

Nach der Originalausgabe
Stuttgart 1868

Kartoniert, 164 S.
ISBN 978-3-86276-205-7
EUR 12,00