Regionalia

Klaus Bachmann

Unter dem Maulbeerbaum

Ein preußischer Kolonialoffizier, Freikorpskämpfer und Doppelmörder, eine linksradikale Schriftstellerin, die vor den stalinistischen Säuberungen aus der DDR nach Westberlin flieht, ein polnischer Forschungsreisender in Zentralafrika und seine Frau, die antisemitische Säuberungen aus ihrer Heimat Polen nach Wien treiben: sie alle nehmen ihre Geheimnisse mit ins Grab. Es braucht einen verschüchterten Geschichtsstudenten voller Komplexe aus der badischen Provinz und einen rasenden Reporter aus Warschau, um sie zu lüften. Doch der Preis der Wahrheit ist hoch, und immer sind es andere, die ihn bezahlen müssen. Und ist es überhaupt Wahrheit, was die beiden da ausgraben?

Stimmen zum Werk

Adam Michnik: Bachmann hat es geschafft, in einem Roman die Untiefen der Aufarbeitung von Kommunismus, Kolonialismus und Nationalsozialismus auszuleuchten, ohne ein einziges Mal ins Dozieren zu kommen und langweilig zu werden. Sein Buch liest sich wie ein Kriminalroman, nur lässt es den Leser viel nachdenklicher zurück als ein Kriminalroman das je könnte.

Gerhard Gnauck, Historiker, Korrespondent der F.A.Z. in Warschau: Das 20. Jahrhundert war ein einziges Abenteuer. In diesem lesenswerten Roman segeln wir auf den Routen der Schiffbrüchigen dieser Zeit: zwischen Deutschland, Ost und West, dem südlichen Afrika und Polen. Wir stoßen auf Gestalten, die wir für ungewöhnlich bis phantastisch halten: etwa eine deutsche Schriftstellerin, die nach 1933 sowohl Juden als auch Nazis geholfen hat. Aber es hat diese Gestalten gegeben. Klaus Bachmann ist ihnen „in echt“ begegnet: als Journalist in Polen und als Historiker in afrikanischen Archiven, und hat sich von ihnen inspirieren lassen. Viele seiner Gestalten haben auf ihrer Lebensreise den Mut nicht verloren. Andere sind in Verzweiflung geendet. Und die Nachgeborenen graben in Archiven und Gärten und suchen die Leichen im Keller. Zu den Nachgeborenen gehören – wir.

Magdalena Parys, Schriftstellerin, Trägerin des Literaturpreises der Europäischen Union: Authentisch und ehrlich leuchtet Bachmann in seinem Roman aus, wie große historische Ereignisse auf das Leben und den Alltag einfacher Menschen zurückschlagen, die fast nie wissen, wie ihnen geschieht. Bachmanns Sympathie gilt weder den Tätern noch den Opfern, ihn interessieren die Mitgerissenen und wie sie verzweifelt versuchen, ihrem Schicksal einen Sinn zu geben.

Martin Pollack: Klaus Bachmann schildert mit dem scharfen Blick des Wissenschaftlers und der überbordenden Phantasie des geborenen Erzählers die verschlungenen, einander immer wieder überkreuzenden Schicksalspfade von Helden und Schurken, Opfern und Tätern, Mitläufern und Einzelgängern im ruhelosen, an menschlichen Abgründen so reichen zwanzigsten Jahrhundert. Gestützt auf reiche persönliche Erfahrung führt der Autor den Leser durch Deutschland und Polen bis nach Afrika. Eine so spannende wie berührende Lektüre. Ein mutiger literarischer Wurf.

Der Autor

Klaus Bachmann ist Historiker und Sozialwissenschaftler an der SWPS Universität in Warschau. Seine Studien trieben ihn nach China, die USA und ins südliche Afrika. Vor 2004 war er Korrespondent in Mittelosteuropa und Belgien für deutschsprachige und polnische Medien.

Kartoniert, 634 S.
ISBN 978-3-86276-304-7
EUR 19,80