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Clara von Sydow

Das selbe Lied

In der Novelle Das selbe Lied "entzückt uns vor allem die überaus gelungene Charakteristik der Hauptpersonen. Die Erzählung hat ihren Stoff aus der Theaterwelt der Gegenwart genommen. Manche bekannte Künstlergröße scheint der Verfasserin bei der Gestaltung dieser oder jener Person vorgeschwebt zu haben. Im Mittelpunkte der Handlung steht ein Genie, eines von der Art, die leicht errungene Erfolge sicher und hochmüthig machen und die der Pflicht, unermüdlich weiterzuarbeiten, vergißt. Das Publikum wendet sich von ihm, der von seiner Höhe Herabgestürzte gerät in Verzweiflung. Ihn rettet die Liebe einer Sängerin, als Künstlerin und als Mensch gleich hochstehend. Sie verliert ihre Stimme – und der Undankbare wendet sich von ihr. Aus der Sängerin wird nach Zeiten rastlosen Fleißes eine hervorragende Schauspielerin, der es gelingt, in glücklich gewählter Stunde durch das leise Singen 'desselben Liedes', das er ihr einst gewidmet, seine Liebe zu ihr wieder zu entfachen."

Arnold Koeppen (1875–1940): Clara von Sydow. Zu ihrem 60. Geburtstag. In: Unser Pommerland. Jg. 1913/14, Heft 11/12, S. 362f.

Clara von Sydow (1854-1928) wurde in Stettin geboren, sie verlebte ihre Kindheit in Altenkirchen auf der Insel Rügen, besuchte das Lehrerinnenseminar in Frankfurt / Oder und war in Berlin als Lehrerin tätig. Ihren Lebensabend verbrachte sie in Stralsund. Sie schrieb Novellen, Romane und Gedichte. Mit der Novelle "Das selbe Lied" (Berlin 1884) wird die Werkausgabe der Autorin in der Edition Gellen abgeschlossen.

Edition Gellen, Band 16

Nach der Originalausgabe
Berlin 1884

Kartoniert, 156 S.
ISBN 978-3-86276-132-6
EUR 14,00