Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft

Mirosława Zielińska

Narrative Bewältigung von Schuld und Trauma in der deutschsprachigen Autobiographik vor 1989/1990

Die autobiographischen Texte von Christa Wolf, Horst Bienek und Peter Härtling können als eine Autobiographik der kritischen Gedichts- und Autoreflexion gekennzeichnet werden, weil sie von einer persönlichen traumatischen Geschichte ausgehen, diese aber keinesfalls verabsolutieren.

Ihr Anliegen ist vielmehr, die Kluft zwischen dem "eigenen" und "fremden" Deprivationssyndrom zuzuschütten. Da der intertextuelle Dialog mit der polnischen, jüdischen, tschechischen und russischen Literatur, wie auch mit der kritischen fiktionalen Literatur von solchen Autoren wie Johannes Bobrowski, Günter Grass und Siegfried Lenz die Autoren für die Deprivationsdiskurse der "Anderen" sensibilisierte, trauert ihre Autobiographik der Entflechtung des pluriethnischen Grenzraums, d.h. dem Untergang der Provinzen, die einzigartige Verflechtungsräume der deutschen, jüdischen, polnischen, tschechischen, baltischen Kulturen gewesen sind, nach und nicht dem Verlust des "deutschen" Ostens.

Daß die künstlerisch anspruchsvolle und (selbst)kritische Erschließung der "verlorenen Provinzen" als Einladung zum Dialog von ehemaligen und jetzigen Bewohnern der literarischen Erinnerungsräume wahrgenommen wurde, beweist die polnische Literatur der 1990er Jahre. Ihr Ansatzpunkt ist die Palimpsest-Identität – oder Schichten-Identität – der bewohnten Räume und die hybride Identität der Mischlinge ihrer Hauptfiguren. (Miroslawa Zielinska)

Kartoniert, 286 S.,
ISBN 978-3-86276-023-7,
EUR 24,00