Neuerscheinungen

Ewa Iglewska

Du bist, was du isst

Aus der Rezension von Prof. Dr. hab. Roman Dziergwa (Adam-Mickiewicz-Universität Posen):

Hiermit stelle ich fest, dass die Doktorandin, Frau Ewa Iglewska, an ihre wissenschaftliche Aufgabe ehrlich und mit viel Mut und hoher Verantwortung herangegangen ist, was seinen Ausdruck in Forschungsneugier, Umfang des wissenschaftlichen Unternehmens, Komplexität und Interdisziplinarität trotz des meritorischen Niveaus verschiedener von ihr analysierter Texte fand.

Zum Inhalt:

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Präsenz der Essstörungen in der deutschsprachigen und polnischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Obwohl diese Problematik in den Medien und in der Öffentlichkeit besonders häufig angesprochen wird, fehlen ausführliche Untersuchungen zur Literatur der oben genannten Periode.

Da die Essstörungen ein komplexes, multifaktoriell bedingtes Krankheitsbild sind, spielen die medizinischen, d.h. psychiatrischen, psychologischen und soziologischen Studien eine große Rolle, was den interdisziplinären Charakter dieser Dissertation impliziert. Es geht nicht nur um die Essstörungen als ein in der Literatur auftauchendes Motiv, sondern um Präsentation ihrer Definition, Ätiologie und Folgen, was dann ein besseres Verständnis ihrer literarischen Gestaltung ermöglicht.

Da die Essstörungen vorwiegend ein Problem der Mädchen und Frauen sind, sucht man nach den Ursachen dieser soziokulturellen Situation mithilfe der Gender Studies und der feministischen Ansätze. Das gestörte Essverhalten kommt häufig in der sog. (auto-)patografischen Literatur zum Ausdruck, in der die Erlebnisse des Verfassers niedergeschrieben werden. Sogar wenn es nicht direkt angedeutet wird, dass eine Geschichte einen authentischen Charakter hat, empfiehlt es sich, den Lebenslauf des Autors zu berücksichtigen, da man oft autobiografische Züge in den einschlägigen Texten findet. Daher erweist sich an einigen Stellen der Biografismus als eine nützliche Forschungsmethode.

Die Arbeit betritt mit der komparatistischen Zusammenschau und Analyse der Präsenz und Konstruktion der Essstörungen in der deutschsprachigen und polnischen Literatur im 20. und 21. Jahrhunderts ein thematisches Neuland, da es in der Literaturwissenschaft bislang keine derartige grenzüberschreitende Perspektive gibt. Zum Schluss werden Ähnlichkeiten und Differenzen bei der Darstellung der untersuchten Problematik diskutiert, hierzu wird die Praxis der vergleichenden Literaturwissenschaft herangezogen.

Inhalt (Hauptgliederung)

Einleitung

Esskultur im gesellschaftlichen, historischen und soziologischen Kontext

Essstörungen und ihre Psychogenese

Nahrungsverweigerungsvorstellungen in Kafkas Ein Hungerkünstler

Der Wille, die Kette der Demütigungen zu unterbrechen  und die eigene Identität zu finden – Die Züchtigung von Anna Mitgutsch

Gestörtes Essverhalten als Folge der mütterlich-töchterlichen Mitabhängigkeit – Hiszpanskie oczy (Spanische Augen) von Maria Nurowska

Frauen-Figuren zwischen Normalität und Monstrosität in Romanen von Sibylle Berg und Manuela Gretkowska

Essstörungen auf der Bühne – zwei Fallbeispiele

Kranke Seelen – kranke Körper. Essstörungen als Folge der existenziellen Probleme

Literatur als Therapie? – zur heilsamen Wirkung des Schreibens

Nicht nur Suppenkaspar – Essstörungen in der Kinder- und Jugendliteratur

Moderne Gesellschaft und ihre Essstörungen in der deutschsprachigen und polnischen Literatur – ein Vergleich

Anhang: Texte zum Thema Essstörungen

Literaturverzeichnis

Summary

Kartoniert, 332 S.
ISBN 978-3-86276-325-2
EUR 28,00