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Sibylla Schwarz 400

Den 400. Geburtstag der Greifswalder Barockdichterin Sibylla Schwarz (1621–1638) würdigt der Neisse Verlag mit einem Themen-Spezial im Jahrbuch 2020 des Kulturmagazins Silesia Nova. Einer kurzen Einleitung durch den Herausgeber Detlef Krell und ausgewählten Gedichten von Sibylla Schwarz folgen Aufsätze dreier Literaturwissenschaftler des Instituts für Germanistik der Universität Wroclaw. Prof. Miroslawa Czarnecka befaßt sich mit Sibylla Schwarz und ihrem Selbstverständnis als Autorin. Unter Sibylla Schwarz' Worten „Gern schryb ich weiter fort / doch die Faust wil mir erkalten“ widmet sich Dr. Tomasz Jablecki dem Verhältlnis von Epigonalität und Originalität in der Gelegenheitsdichtung von Sibylla Schwarz. Dr. Kalina Mróz-Jablecka untersucht die Lebenswelt der Dichterin und ihre Stellung im städtischen Raum Greifswalds anhand der Leichenpredigt von Christoph Hagen. Sie nimmt eine soziohistorische Einbettung des Lebenslaufs in den Kontext der Zeit vor und vergleicht diese mit weiblichen Lebenswelten aus der Stadtelite der schlesischen Metropole Breslau. Abschließend in diesem 85-seitigen Themenblock steht die erstmalige Neuauflage eines Aufsatzes des Greifswalder Historikers und Dichters Ludwig Giesebrecht (1792–1873), „Ueber einige Gedichte der Sibylla Schwarz“ (1865).

Martin Opitz war 24 Jahre alt, er hatte in den Niederlanden als Hauslehrer gearbeitet und war nach Leiden gezogen, wo seine „Trostgedichte in Widerwärtigkeit des Krieges“ entstehen sollten. Im Haus des Bürgermeisters der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald, Christian Schwarz, wurde am 14. Februar 1621 (nach dem in Pommern noch gültigen julianischen Kalender, im gregorianischen war es der 24. Februar), dessen jüngste Tochter Sibylla geboren. Die Poetik des Begründers der schlesischen Dichterschule, dessen epochales „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624) sollte die junge Dichterin in ihrem so kurzen wie intensiven Leben wegweisend begleiten. Geboren zu Beginn der „europäischen Katastrophe“ (Herfried Münkler) des Dreißigjährigen Krieges, als ihr Heimatland Pommern davon noch nicht betroffen war, erlebte sie ab ihrem 7. Lebensjahr Wallensteins Schreckensregime. 1630 starb ihre Mutter Regina Völschow. Sibylla Schwarz erkrankte an der Ruhr und starb mit 17 Jahren am 31. Juli 1638 in ihrer Heimatstadt, die inzwischen unter schwedischer Besatzung stand.

Das Jubiläum der jungen Dichterin wird in Greifswald mit einem der Coronapandemie angepaßten Festprogramm begangen. Ihr literarisches Werk, 1650 erstmals veröffentlicht, erscheint in mehreren neuen Publikationen, auf die im Jahrbuch ebenfalls eingegangen wird.

Auf unser Dossier zu Sibylla Schwarz verweisen auch die Webseite des Fördervereins und das Literaturportal pomlit.