Belletristik

Johannes Wüsten

Rübezahl

Neuausgabe des einzigen Romans von Johannes Wüsten zu dessen 70. Todestag am 26. April 2013.

 

Die Sau gibt Klatte das Geleit. Die Menschen brüllen sich heiser. Die Zungen hängen weit heraus, man fällt sich um den Hals, schmeißt Hüte und Perücken in die Luft, küßt sich vor Wonne. Burschen greifen unter Röcke, Weiber in Hosenlätze. Man kann nicht anders mehr als toben, saufen. Niemand wehrt ab und niemand schämt sich. Man spricht nicht mehr vom Berggeist, man brüllt von Rübezahl.

Johannes Wüsten wurde am 4. Oktober 1896 in Heidelberg geboren, im Jahr darauf zog seine Familie nach Görlitz. Bei Otto Modersohn in Fischerhude bei Bremen erhielt er Kunstunterricht. Nach dem Weltkrieg und Stationen in Hamburg und in Holland kehrte Johannes Wüsten 1922 nach Görlitz zurück. Als Grafiker entdeckte er den Kupferstich für die Kunst der Neuen Sachlichkeit. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Journalist in der Lokalpresse. Vor den Nationalsozialisten mußte er zunächst nach Prag emigrieren, 1938 nach Paris, wo er 1939 interniert wurde. 1940 verhaftete ihn die Gestapo. Aufgrund seines Engagements für die antifaschistische Presse in Prag wurde er vor dem „Volksgerichtshof“ angeklagt. Die Verurteilung lautete auf 15 Jahre Zuchthaus. Johannes Wüsten starb im Zuchthaus Brandenburg-Görden am 26. April 1943 an Tuberkulose.

Seinen Roman „Rübezahl“ schrieb Johannes Wüsten 1935 im Prager Exil. Im schlesischen Riesengebirge des ausgehenden 18. Jahrhunderts begegnet der in Paris ausgebildete und im Dienst der Gräfin Schaffgotsch stehende Kupferstecher Peter Wost der Komtesse Elisabeth de Launay und der Magd Käthe. Er trifft auf aufbegehrende Aristokraten, auf Bürgerliche, die ihren Kampf mit dem Adel ausfechten, auf rebellische Weber und Bauern – und auf diesen so unfaßbar lebendigen Berggeist.

Nach der Originalausgabe
Rudolstadt 1966

Kartoniert, 440 S.
ISBN 978-3-86276-078-7
EUR 18,00